Die Kinder kommen zwar für die Nachhilfe am Nachmittag in ihre Schulen zurück, organisiert wird die Lernhilfe aber von den Wiener Volkshochschulen (VHS). Das von der Stadt initiierte Projekt läuft unter dem Titel „Förderung 2.0“. Zwischen 300 und 500 Lernbetreuer wurden dafür von den Volkshochschulen gesucht, bisher wurden 150 fix engagiert. Die Stadt hat für die „Förderung 2.0“ im Dezember 2014 ein Budget von rund sieben Millionen Euro beschlossen.(Quelle: orf.at)
Als bekennender Gegener jeglicher Nachhilfe, auch wenn sie gratis ist, möchte ich hier nochmals klarlegen, warum es sich auch bei der Förderung 2.0 um eine Alibiaktion mit geringer bzw. zu vernachlässigender Wirkung handelt.
Um mich zu wiederholen:
Nachhilfe ist aus meiner Sicht die schlechsteste Lösung, um Schulerfolg herzustellen, weil sie einerseits den Unterricht und die Lehrenden von deren ureigenen Aufgaben entlastet und andererseits den SchülerInnen und deren Eltern den "schwarzen Peter" umhängt, die dann noch zusätzlich Zeit und Geld (natürlich nicht im Fall der Gratisnachhilfe) investieren müssen. Dadurch wird das Problem nicht an der Wurzel gepackt, sondern mit einem großen Pinsel übermalt. Und wenn auch die Nachhilfe nicht wirkt, dann liegt es halt nach Meinung der Verantwortlichen an dem betroffenen Kindern bzw. Jugendlichen selbst oder an deren Eltern bzw. familiären Verhältnissen.
Wenn nun die Möglichkeit eröffnet wird, den eigenen Nachwuchs zur Gratsinachhilfe anzumelden, verschärft sich die Problematik aus meiner Sicht. Denn: wer förderbedürftig ist und sich nicht anmeldet wird in Zukunft noch schlechtere Karten in unserem Schulsystem haben. Und wer trotz Förderung nicht funktioniert, dem wird es genauso gehen.
Damit sind wir wieder beim Statut Quo.
Innerhalb der Schulen und des "Regelunterrichts" gäbe es jede Menge Potential, die Kinder zu fördern und an ihr tatsächliches Leistungspotential heranzuführen. Es bräuchte in erster Linie personelle Resourcen und ein den Kindern entsprechend individuelles, methodisch abgestimmtes Bildungsangebot, das auf der Grundlage fußt, dass jeder Mensch auf seine Weise zu lernen in der Lage ist. Das wäre auch der Startschus für eine wirklich inklusive Schule, die alle miteinbezieht und die "Besonderen" und damit Ausgesonderten nicht in Form von Integration gleich wieder segregiert.
Die 7 Millionen Euro könnte das Wiener Schulsystem also auch anders, ich denke sinnvoller in den sogenannten "Regelunterricht" investieren, auch wenn es nur ein immerhin aber großer Tropfen auf die heiße Kartoffel - äh den heißen Stein - ist.