Das ist bei Burnout so - und auch bei AD(H)S, dem Aufmerksamkeits-Defizit (und Hyperaktivitäts)-Syndrom.
Wenn die Antwort dann Psychpopharmaka heißt, die Symptome bekämpfen, aber die Ursachen zudecken und zahlreiche Nebenwirkungen haben sowie schnell zu Abhängigkeit führen, werde ich skeptisch. Zu oft habe ich Menschen an dieser Medikation ver-enden gesehen. Auch in der Schule habe ich erlebt, wie Kinder nach der Diagnose AD(H)S mit der Gabe von Ritalin entsorgt wurden, anstatt sie entsprechend zu versorgen. Die Symptome waren dann gedämpft oder verschwunden, das Kind plötzlich ruhig und angepasst. Aber auf einen besseren Lernerfolg hat sich die Gabe des Medikaments nicht ausgewirkt, manchmal ist sogar das Gegenteil passiert. Den Sonderpädagogischen Förderbedarf (kurz SPF genannt) sind diese Kinder jedenfalls trotzdem nicht mehr losgeworden. Unsere Schule versteht Integration immer noch mehr als Segregation denn als Inklusion. Ist einfacher, meinen die meisten. Ich denke, dass wir uns und alle Kinder hier auch einer Chance berauben. Das Aussortieren von Menschen war schon einmal die Grundidee eines längst vergangenen Regimes.
Sie merken schon, ich werde polemisch. Das liegt daran, dass die Polemik bei diesem Thema überwiegt und sachliche Argumente leider oft ungehört bleiben. Ich ergreife hier Partei für alle jene, die hier unter die Räder kommen: die betroffenen Kinder und jene Eltern, PädagogInnen und FAchleute, die die schulmedizinische Sichtweise nicht teilen (wollen). Sie werden zu Scharlatanen und Kurpfuschern erklärt. Als ob die Psyche, die bei Erkrankungen jedweder Art immer eine Rolle spielt (was ja auch die Schulmedizin mittlerweile anerkennt), mit einer Gabe dieses oder jenes Medikaments wieder ins Lot zu bringen wäre.
Eine Sichtweise, die mir sehr stimmig scheint, möchte ich meinen LeserInnen noch mitgeben: Kinder sind immer auch ein Spiegel der Erwachsenenwelt. Sie erfassen intuitiv gesellschaftliche, familiäre oder persönliche Phänom,ene und drücken sie auf ihre Weise aus. Sind wir nicht alle zu Getriebenen geworden, zu Hampelmännern und Hampelfrauen, die angepasst und dennoch ewig pubertierend durch die Jahre unseres Lebens rasen, um nur ja nicht spüren zu müssen, was da mit uns und in uns vorgeht? AD(H)S könnte uns auch zeigen wollen, dass wir einmal mehr auf dem Holzweg sind, weil es uns nicht gelingen mag, uns auf unsere eigenen Talente und Fähigkeiten zu konzentrieren und diese in die Welt zu bringen. Stattdessen zappeln wir wie Marionetten an den Fäden der gesellschaftlichen Zwänge, die wir glauben erfüllen zu müssen, um einmal, eines fernen Tages, wir selbst sein zu können. Ich wünsche Ihnen allen, dass sie den noch erleben mögen.
Für sinnvoller dagegen halte es, wenn Sie jetzt schon anhalten und Ihren Weg einschlagen. Sie selbst können sich dann zum besten Versorger werden bevor Sie irgendwann auf irgendeine Weise mit einer Diagnose (etwa Alzheimer oder Demenz) entsorgt werden.
Die Kinder zeigen uns wie's geht! Entsorgen wir sie nicht weiter, um keinen Sorgen mehr zu haben, sondern versorgen wir sie mit allem was sie brauchen!