Heute möchte ich ein Beispiel aus einem meiner Tätigkeitsbereiche aufgreifen:
Als TrainerIn in der Erwachsenenbildung war man in der Regel freiberuflich oder auf Basis eines freien Dienstvertrages beschäftigt. "Prekär!", schreien die einen, "Salopp!", meinen die anderen. Nun ist diese Form der Beschäftigung ein Auslaufmodell, weil "prekär" bzw. "salopp" nicht mehr sein soll bzw. darf. Da alle nach Sicherheit lechzen, werden TrainerInnen in bestimmten Bereichen nur mehr angestellt eingestellt. Das bedeutet, dass das Stundenhonorar des freien Deinstvertrages oder eines Werkvertrages nicht steigt (manchmal wegen geringer oder keiner Anrechnung von Vordienstzeiten auch sinkt), aber auf 14 Gehälter aufgeteilt wird, also im Monat weniger überbleibt. Das bedeutet ferner, dass ich bestimmte Kosten, die ich (auch weiterhin) für meine Tätigkeit habe, etwa ein Büro (weil an den Dienstorten viel zu wenige Arbeitsplätze zur Verfügung stehen), die Fahrtkosten, die Radfahr-Kilometer, Material und Fachbücher, etc. nicht mehr als Ausgabe verbuchen kann. Zudem erhalte ich meist einen befristeten Vertrag oder einen Vertrag, der meine Jahresarbeitszeit auf 12 Monate aufteilt, womit durch eine oft zweimonatige Sommerpause ein reduziertes Einkommen herauskommt (früher konnte ich als freie/r DienstnehmerIn diese Leer-Zeiten mit AMS-Bezug überbrücken). Das akzeptiert keine Bank bei der Berechnung des Überziehungsrahmens oder der Vergabe eines Kredits.
Zudem werden Verträge ständig auf die aktuelle Unterrichtsverpflichtung nach oben oder unten angepasst, da kannst du mitmachen - was viele aus "Sicherheitsgründen" auch tun - oder eben aussteigen (so wie ich vor knapp zwei Monaten). Nicht zu vergessen, dass nicht nur aus betrieblichen Gründen (keine Fördergelder mehr für ein Projekt, weniger Aufträge, etc.) jederzeit gekündigt werden kann, die Frist beträgt 6 Wochen.
Zuletzt noch: als Angestellte/r wird man auch von den Erwachsenenbildungseinrichtungen in der Regel wie ein solcher und nicht mehr wie ein Auftragnehmer behandelt. Da gibt es nicht nur gefühlte sondern auch reale Unterschiede, wie die Einbettung in die Hierarchie eines Unternehmens, die Weisungsgebundenheit, etc.
Wo also ist hier die größere Sicherheit?
Ich sehe hier ein Spiel mit der Existenzangst der Menschen, das nicht sicher und frei macht. Diese beiden Begriffe sind ohnehin ein Widerspruch an sich. Freiheit und Sicherheit sind die Schalen einer Waage. Wenn aber die Sicherheit mit Unwahrheiten vorgegaukelt wird, um die Leute bei Laune zu halten bzw. zu disziplinieren, dann sollten wir alle diese Lügen aufdecken und für wirklich menschenwürdige Arbeitsverhältnisse kämpfen.
Das sei auch jenen ins Stammbuch geschrieben, die trotz eines Vollzeitjobs kein existenzsicherndes Einkommen erzielen. Im Zuge der stetig steigenden Kontrollen im Sozialwesen - Stichwort "Sozialbetrug" - plädiere ich für ein bedingungsloses existenzsicherndes Grundeinkommen. Denn wer betrügt hier wen? Schon mal was von Mundraub gehört? Dazu nächstens mehr!