Eine Grazer Bioladen-Betreiberin will auf ihre Holzlöffel und -bretter nicht verzichten und wählt nach einer Verwaltungsstrafe von der Baubehörde den Weg ins Gefängnis: Sie will als Zeichen des Protests statt der 550 Euro Strafe die zweieinhalb Tage Ersatzfreiheitsstrafe antreten.
Quelle: http://derstandard.at/2000009011814/Grazer-Bioladen-Chefin-geht-wegen-Holzloeffel-in-Haft
Egal welche aktuellen Informationen nun zum Strafbescheid gegen Ushij Matzer, jene zu 550,- Euro Verwaltungsstrafe verurteilte Grazer Bioladen-Besitzerin, nun im Stundentakt auftauchen, die Situation, in die sie geraten ist, ist symptomatisch. Daher bringt sie auch die Volksseele zum Kochen, in diesem Fall auch jene von Wirtschaftskammer- Funktionären.
Das, was auch mich an dieser Sache so betroffen macht, ist die Ignoranz unserer VolksvertreterInnen auf EU-Ebene. Es ist nach wie vor möglich, Massentierhaltung zu betreiben, Tiere mit Antibiotika zu mästen und damit uns KonsumentInnen, die wir auf Fleisch nicht verzichten wollen, potentiell in Lebensgefahr zu bringen. Aber einen Holzkochlöffel oder ein Holzbrett, von dem Splitter in die Nahrung gelangen können, hält man für ein Mordinstrument.
Ich übertreibe hier bewusst, weil Menschen dazu neigen, das zu ermöglichen, was einigen Wenigen Gewinn bringt, und das bestrafen, wovon viele profitieren können. Die Perversion unseres Wirtschaftssystems ist auch in dieser "banalen" Abgelegenheit nicht zu übersehen.
Wenn man mich nun ob solcher Polemik Verschwörungstheoretiker nennen will, so halte ich das locker aus. Ich hab im Laufe meines Lebens schon so manches Bürokratiemonster in die Knie zwingen können, auch wenn mir dabei meistens leider nur der eigene Vorteil gelungen ist und keine breite Wirkung für die ebenfalls davon Betroffenen. Aber es zeigt sich, dass es möglich ist, Schikanen mit Kampfgeist und Ausdauer zu überstehen.
So freue ich mich, dass hier eine Widerstandskämpferin nicht schweigen will und sich für ihre Sache einsetzt. Das rate ich übrigens allen die von Gemeinheiten dieser Art betroffen sind: aufstehen, aufschreien, mobilmachen und kämpfen - mit oder ohne Verbündeten. Es lohnt sich, auch wenn man meist den langen Atem braucht. Und im Anschluss das Feiern und Tanzen nicht vergessen. Das Leben ist einfach zu schade, um sich all das einfach gefallen zu lassen.