Essen aufwärmen, mit den Kindern spielen und den Hortkindern am Nachmittag bei den Hausaufgaben helfen - das waren ein paar der Pflichten von Lorenz Haas, als er seinen Zivildienst in einem Kindergarten ableistete. Spaß habe es gemacht, erinnert er sich. Noch immer hilft er manchmal aus. Für ihn ist klar: "Das ist die beste Zivildienststelle, die man haben kann." ... Den Beruf annehmen will allerdings selbst Lorenz Haas nicht. Der 19-Jährige studiert Bauingenieurwesen.
(http://derstandard.at/2000003199008/Zivis-in-Kindergaerten-Enlastung-fuers-Personal-Spielpartner-fuer-die-Kinder)
An dieser einfachen Aussage lassen sich gleich mal alle Grundprobleme dieser Berufsgruppe festmachen:
- Hohe Verantwortung, da es ja nicht bloß um die von Haas erbrachten Assistenzleistungen geht, die in keiner Weise angemessen bezahlt wird und für die man selten Unterstützung erhält. So ist Supervision oder Beratung in der Regel von einem absoult geringen Gehalt selbst zu bezahlen.
- Kaum Aufstiegs- oder Ausstiegschancen, denn einmal Kindergarten, immer Kindergarten. Karriere kann man in diesem Feld nicht machen, sich auch nicht in andere pädagogische Aufgaben oder Berufe weiterentwickeln und wenn es einmal nicht mehr geht, steht man vor dem absoulten Neuanfang.
- Die Aus- und Weiterbildung ist den großen Herausforderungen, die dieser Beruf mit sich bringt, nicht angemessen.
- Kindergarten wird immer noch mit Kinderbetreuung verwechselt, das Image als Bildungseinrichtung ist noch nicht entwickelt, obwohl von ihm durch den Bildungsrahmenplan und diverse politische Anforderungen wie etwa das verpflichtende Kindergartenjahr, schon wesentlich mehr erwartet wird.
- In einer solchen als Betreuungsinstitution missverstandenen Einrichtung sind Männer fehl am Platz, weil ihnen von der Bevölkerung eher Kindesmissbrauch als angemessene und liebevolle Betreuung zugetraut wird.
Die notwendigen Konsequenzen wären daher aus meiner Sicht weit größer als die Alibiaktion der Familienministerin:
- Aufwertung des Kindergartens zur Bildungseinrichtung, in der Lernen stattfindet und nicht bloß Betreuung (was ja tatsächlich auch schon so ist),
- damit verbunden eine tertitäte Ausbildung, die im Kontext anderer pädagogischer Ausbildungen steht und daher auch eine Durchlässigkeit in alle Richtungen erlaubt; angemessene Aufnahmeverfahren, die das Ansehen und die Qualität des Berufes heben und den "richtigen" einen Start in diesen ebnen.
- eine der Ausbildung und eine der Verantwortung entsprechende Bezahlung und Arbeitszeit zumindest wie bei Lehrenden in der Schule
- Beratung und Supervision, die kostenlos und regelmäßig in Anspruch genommen werden kann
Auf diese Weise könnte ein Anfang gemacht werden, so dass die beschämende Quote männlicher Kindergartenpädagogen von 0,8 % deutlich wächst und Männer nicht mehr als Exoten gesehen werden, die sich in diesem Beruf allein(gelassen) fühlen.