http://www.salzburg.com/nachrichten/oesterreich/politik/sn/artikel/drittel-der-eltern-lernt-taeglich-mit-den-kindern-107586/
Abgesehen davon ist auch die Zahl der Eltern enorm, die ihren Kindern bei den Hausübungen helfen bzw. mit ihnen lernen. In eine Kleinstadt südlich von Wien gab es unter den Eltern das geflügelte Wort: "Hast du heut auch wieder für deine Kinder die Hausübung gemacht?" Auf diese Weise werden die LehrerInnen wohl nie erfahren, was ihre SchülerInnen tatsächlich nicht verstehen, sie also nochmals, idealerweise auf eine andere Art und besser lerntypengerecht präsentieren müssen. Beim Test oder der Schularbeit kommt dann das böse Erwachen.
Fast möchte man meinen, dass hier das Imperium Schule zurückschlägt. Die Eltern treten die sogenannten familiären Erziehungsaufgaben gerne und immer öfter an die Schule ab, die Lehrenden wiederum übergeben ihre ureigenste Aufgabe, Fachwissen zu vermittlen bzw. das Lernen zu fördern an die Eltern. Chuzpe!
Ich muss in diesem Zusammenhang wieder einmal das mittlerweile PISA-mäßig nicht mehr so erfolgreiche Bildungssystem in Finnland strapazieren. Hier ist klar, dass Lernen in der Schule stattfindet. Und zusätzlich, wenn es geboten erscheint und die Eltern dem zustimmen, werden sie dort unterstützt, wo es Lernschwierigkeiten, aus welchen Gründen auch immer, gibt.
Nachhilfe außerhalb der Schule auf Kosten der Eltern? Fehlanzeige!
Mir gefällt das. Und auch auf die Gefahr hin, dass ich eine ganze Branche um ihre Existenz bringe, bin ich dafür, dass mit dem Unfug "Nachhilfe" ein für allemal Schluss ist in unserem seligen Land. Ebenso mit den Hausübungen, die nur jene erfolgreich bestehen, deren Eltern erstens des Deutschen mächtig sind und zweitens einen gewisssen Bildungsgrad haben, womit Bildung nach wie vor vererbt wird. Und das im 21. Jahrhaundert, was für eine Schande!
Die Strukturen für eine solche Schule wurden in Finnland und in vielen anderen europäischen Ländern bereits vor Jahrzehnten geschaffen: Ganztagsangebote und der gemeinsame Unterricht der 6-14/15-jährigen. Noch erfolgreicher sind jene Länder, die daneben auch die LehrerInnenbildung endgültig vom meachnistischen Weltbild (oben rein, vorne raus - Nürnberger Trichter) befreit haben und die Lehrenden als Coaches ins Rennen schicken, die den Lernenden zeigen wie Lernen geht und sie auf diesem Weg begleiten.