Nun wird also auch das Lernen gratis von Ehrenamtlichen angeboten. Und ich dachte immer die Schule ist die professionelle Einrichtung für's Lernen - von der öffentlichen Hand, also uns allen finanziert und damit für uns alle und die Zukunft einer gut gebildeten Gesellschaft.
Ach, was für ein Illusionist bin ich doch!
Dieser Beitrag jedenfalls hat mich veranlasst, meine Gedanken zur Tafelbewegung zu bündeln und sie mal zu Papier zu bringen.
Auch ich selbst war Mitbegründer und ehrenamtlicher Mitarbeiter einer Tafel, die wöchentlich Lebensmittel für Bedürftige aus den Supermärkten des Ortes abholte und sie den Betroffenen gratis zur Verfügung stellte. Auch ich war begeistert von der Idee, dass fürs Wegwerfen Gedachtes noch einen guten Zweck erfüllte. Angesichts der aufwendigen Logistik und des immer deutlich spürbaren Gefälles von Helfenden und Bedürftigen wurden heftige Zweifel spürbar.
Dann nahm ich noch einer Veranstaltung teil, in der die Tafelbewegung scharf kritisiert wurde und versuchte die dort vorgebrachten Kontra-Argumente zu analysieren. Immer öfter stieß ich auch auf kritische Artikel zum Thema und musste erkennen, dass die Tafeln nicht Lösung sondern Teil des Problems sind und zudem Armut kommerzialisieren, in dem sie Arme arm halten und damit Geld verdienen.
Nun also auch noch eine Bildungstafel. Hier serviert man ehrenamtlich und gut gemeint Lerninhalte, die professionelle Lehrende nicht angemessen rüberbringen. Auch hier sind die Teilnehmenden aus sozialen Randgruppen oder aus Familien mit Migrationshintergrund. Auch hier wird nicht nachhaltig geholfen sondern nur dazu verholfen, einen Schulabschluss zu schaffen.
Aber was ist damit gewonnen?
Ich denke, kaum etwas. Vielmehr ist viel verloren: die Zeit der Ehrenamtlichen, die Begabungen und wirklichen Talente der Geförderten, das Geld der UnterstützerInnen, um nur einiges zu nennen, was mir durch den Kopf geht.
Aus meiner Sicht ist es notwendig, die Verantwortung dorthin zurück zu geben, wo sie hingehört: zur öffentlichen Hand, zu denen, die wir mit der Arbeit für das Wohl von uns allen eingesetzt haben und die wir mit unserem (Steuer-)Geld bezahlen. Das Gewäsch von der Bürgergesellschaft, die alles selbst in die Hand nimmt, ist gefährlich, weil es das privatisiert, was öffentliche Aufgabe ist. Und soweit darf es nicht kommen! Daher sollten BürgerInnen das vom "Staat" einfordern, was ihnen zusteht: existenzsichernde Lebensbedingungen, gesunde Nahrung, Bildung, Gesunderhaltung und Heilung, uvm. Dafür lohnt es sich zu kämpfen und die Zeit zu opfern - die Tafelbewegung ist in allen Fällen ein Placebo, das genau diesen "Volksaufstand" verhindern soll.
Zeit, umzudenken! Höchste Zeit!