Ehrlich gestanden habe ich das schon als Kind ziemlich mühsam gefunden, zumal ich - aufgrund meiner Familiensituation - eigentlich Jahr und Tag für meine Eltern und meine jüngere Schwester Verantwortung übernommen habe und paradoxerweise ihr Eltern- und Partnerersatz war (emotionalen Missbrauch nennt man das heutzutage wie ich in meiner Therapie erfahren habe).
Nun ist es ja meist nicht so schlimm - und das ist gut so.
Dennoch ist es auch für die vielen Patchworkkinder eine echte Herausforderung sich im Strudel der für Mutter und Vater zu bastelnden Geschenke auszukennen, vor allem dann, wenn einer der Elternteile nicht (mehr) präsent ist und in der Bildungseinrichtung noch immer ein Familienbild zum Vorbild dient, das schon ab Mitte des vorigen Jahrhunderts in Wanken gekommen ist. Derzeit ist es, vor allem im großstädtischen Milieu, bereits im endgültigen Fallen begriffen. Trotzdem wird fleißig drauflos gebastelt und so manches Kind kommt in Schwierigkeiten, da es sich seiner Andersartigkeit bewusst wird. Das ist absolut unangenehm, Anders sein heißt oft auch nicht dazuzugehören.
Im Sinne einer zeitgemäßen pädagogischen BegLeitung von Heranwachsenden wünsche ich mir zumindest, dass diese Familienbilder reflektiert und hinterfragt werden und auch alle anderen Formen des familiären Zusammenlebens als gleichwertig dargestellt werden. Noch schöner wäre es, wenn Kindern - auch im Hinblick auf ihre Eltern und ihre erwachsenen Bezugspersonen - der Rücken gestärkt würde, so wie es in den Kinderrechten vorgesehen ist. Ebenso halte ich es für wichtig, dass das, was Mütter und Väter für ihre Kinder tun mit den Kindern und Jugendlichen anzuschauen und auf "Brauchbarkeit" abzuklopfen. Hier können dann auch Wünsche und (Entwicklungs-)Bedürfnisse formuliert werden, die möglcherweise auch gesellschaftspolitische Veränderungen nach sich ziehen.
So hoffe ich, mit meinem Beitrag sichtbar gemacht zu haben, was alles zum Thema Mutter- und Vatertag möglich ist. Das hielte ich für einen wesentlich wichtigeren Bildungs-Beitrag als die herkömmlichen Varianten. Ich lade Sie dazu ein, sich mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen und das eine oder andere oder etwas ganz Anderes in Ihrer Arbeit mit den Ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen auszuprobieren.