Sohnemanns Aussagen sind aber seit vergangenem Dienstag Gewissheit. Da bekamen wir eine Mitteilung der Klassenelternvertererin per E-Mail, die besagte, dass noch Eltern für die 4 Lehrausgänge in der letzten Schulwoche gebraucht würden. Also: der gestrige Mittwoch war offenbar wirklich der letzte richtige Schultag (um es im LehrerInnen-Jargon zu sagen – ich trau mich das, weil ich selber 13 Jahre lang im Schulsystem meinen Dienst versehen habe). Heute ist Feiertag, morgen ist schulautonom freier Fenstertag, dann das Wochenende, dann 4 Vormittage mit den besagten „Lehr“-Ausgängen, dann Zeugnistag. Das Schuljahr endet somit noch bevor es zu Ende ist.
Was mich daran stört? Als Bildungsfundamentalist und Schulorthodoxer stört mich nicht bloß diese Vorgangsweise, mich stört Grundsätzlicheres, dessen Symptom eine solche Vorgangsweise ist.
Wir sind schon seit Jahrzehnten mit einem Schulsystem konfrontiert, dass auch Beschäftigung, nicht aber auf Bildung setzt. Warum ich das so sehe? Ich sehe etwa keinen inneren Zusammenhang zwischen den Ausflügen der letzten Woche und den Lehrinhalten, für mich sind sie nicht einmal eine Zusammenfassung des in diesem Schuljahr Gelernten. Sie sind aufgesetzt, um den „Kindern eine Freude zu machen“, worin auch immer die bestehen soll. Ich denke mir, dass Schule an sich Freude bereiten sollte – und man nicht am Ende eines Jahres alle für die durchlittenen Qualen belohnen müssen sollte, LehrerInnen und SchülerInnen.
Es wäre vielmehr sinnvoll und notwendig, dass Lernen so geschieht, dass es einen Wechsel zwischen Theorie und Praxis und zwischen Lernen in der Schule und außerhalb gibt. Hier auf die Bedürfnisse der Lernenden einzugehen ist zigmal lohnender als ihnen am Ende eine Abfindung zu geben, die möglicher- und wahrscheinlicherweise gar nichts mit ihrem Verlangen zu tun hat – das alles noch dazu unter dem Motto der SchülerInnenzentriertheit.
Längst schon sind solche Muster überholt, genauso wie die langen Sommerferien, die entstanden sind, dass in einer längst vergangenen bäuerlichen Gesellschaft die Kinder als ErntehelferInnen zur Verfügung standen. Dieses Relikt gibt es übrigens auch im Bildungsmusterland Finnland. Hier begann die Sommerauszeit schon mit 1. Juni und endet zwischen Ende Juli und Mitte August.
Eine zeitgemäße, schülerInnenzentrierte Schule sollte andere Paradigmen setzen. Das ist hinlänglich bekannt, wird aber von allen Beteiligten, ob der offensichtlich überzeugenden Vorteile der bisherigen Regelung, nach wie vor ignoriert. Hier der Politik oder den LehrerInnen allein die Schuld in die Schuhe zu schieben ist unfair. Auch SchülerInnen und Eltern sind gefordert ihre Rechte im Rahmen der Schulpartnerschaft ernst zu nehmen und auf diese Veränderungen mit Vehemenz zu pochen: zuallererst wohl auf die Autonomie der einzelnen Standorte, an denen dann alles im Konsens geregelt werden kann, auch Ferienzeiten und die Art des Unterrichts.