"Unsere Werte sind für Zuwanderer uninteressant!" (Rudolf Mayer, Anwalt)
Das hat mich zu folgender Replik veranlasst, die ich auch hier in diesem Blog als weitere Diskussionsgrundlage veröffentlichen will.
Zeit meines Lebens beschäftige ich mich mit Religion, zuerst als Betroffener (durch das Gottesbild meiner christlichen Eltern), dann als Zweifelnder, als Verwerfender, als Suchender (in meinem Studium der Religionspädgaogik, um zu erfahren, ob meine Eltern recht hatten - hatten sie übrigens nicht), als Lehrender (in den 13 Jahren als röm.-kath. Religionslehrer an Wr. Pflichtschulen), als Verzweifelnder (an der Diskrepanz zwischen dem, wie ich die Bibel verstehe und wie sie die offiziellen Vertreter der Kirche auslegen) und schließlich als “Heide” (orB).
Für mich hört der “Spaß” dort auf, wo nicht die Entwicklung des Einzelnen mit seiner Berufung und seinem daraus resultierenden Beitrag für die Gemeinschaft im Mitelpunkt steht, sondern einem Vorgaben gemacht werden, die man erfüllen soll (etwa Kreuzzüge oder Selbstlosigkeit um des Himmelreichs willen, Dschihad um möglichst schnell paradiesisch leben zu können - um nur 2 Beispiele zu nennen). Deinem Gedanken folgend müsste ich aus meiner Erfahrung auch sagen: es genügt die Bibel zu lesen, um zum die Christen rächenden Berserker oder zum Märtyrer zu werden, der sich (täglich) kreuzigen lässt und sein Leben gibt für die anderen.
Aus meinem Verständnis - und das ist das Problem mit Texten an sich (als Germanist kann ich das auch für Gedichte, Romane, Erzählungen etc. bestätigen), nämlich deren Interpretierbarkeit - sah ich meinen Auftrag der Nachfolge Jesu niemals als ein Jesus-Gleich-Werden, also so wie er ans Kreuz geschlagen zu werden, sondern als ein “Werden, was ich bin (oder sein kann, soll)”.
Hinter all dem könnte - eine Vermutung von mir, die Weise bzw. Mystiker aus den Religionen oder der Philosophie zu bestätigen scheinen - etwas Tieferes liegen, nämlich die Verbindung aller Menschen durch ihre Menschlichkeit oder weiter gedacht die Verbindung aller Wesen (also auch des Menschen mit anderen Wesen) durch ihre Wesenhaftigkeit oder sogar die Verbindung alles Existierenden (auch der unbelebten Natur) durch ihr Existieren.
Das würde alle und alles einschließen und nicht andere ausschließen. So gesehen, bräuchten wir uns nur auf unsere Menschlichkeit besinnen und das uns innewohnende Gewissen (eigentlich übersetzt aus dem Hebräischen: die Seinsgewissheit), um zu wissen, was wir einander “antun” sollten und was nicht.
Soziale Ungleichheiten etwa, die ich für ein Grundübel in diesem Zusammenhang halte, sind nicht “gottgewollt” sondern menschengemacht. Sie zu ändern wird keine Heilige oder Unheilige Schrift schaffen und auch keine Religion sondern immer nur jede/r Einzelne. Denn: Ich kann nur mich ändern und nicht die anderen - aber ich kann durch meine Veränderung andere zur Veränderung bringen!
Und so meine ich abschließend: es hat nur jene Religion Sinn, die diesem Ziel dient. Alles andere ist Un-Sinn. Aber ich denke: ich brauche die Religionen nicht, um Sinn ins Leben zu bringen, sondern das Bewusstsein meiner Existenz in Verbindung mit allem Existierenden.